Frau Dr. Haas-Gebhard von der Archäologischen Staatssammlung in München hat für uns im folgenden Artikel die Ausgrabungsfunde zu einem frühmittelalterlichen Reihengräberfeld in Erpfting beschrieben und bewertet. Wer wurde damals dort bestattet, was wurde gefunden und was war damals los in Erpfting? Wir bedanken uns für die interessanten Einblicke bei Frau Dr. Haas-Gebhard und die freundliche Überlassung der Bildrechte bei der Archäologischen Staatssammlung. © Archäologische Staatssammlung München, Sammelaufnahme Grabinventar Erpfting, Fotograf: M.Eberlein Alamannen im Erpfting des 6./7.Jahrhunderts nach Christus 1997 und 1998 konnten im Neubaugebiet von Erpfting zwischen Ellighofer- und Eichholzstraße vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und einem Freiwilligen-Team um den damaligen Kreisheimatpfleger Dr. Anton Huber 196 menschliche Bestattungen und ein Pferdegrab ausgegraben werden, die allesamt im Frühen Mittelalter, in der Zeit zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert n.Chr. angelegt worden waren. In dieser Zeit gab man den Toten reiche Beigaben in die Gräber, sie wurden in ihrer Festtagskleidung bestattet. Den Frauen folgte ihr Schmuck und den Männern ihre Waffen ins Grab. Gleichzeitig wurde ihnen noch Handwerksgerät und Gefäße für Speisen und Getränke für den Weg ins Jenseits mitgegeben. Die zum Teil recht wertvollen Beigaben führten allerdings dazu, dass die Gräber häufig schon recht kurze Zeit nach der Bestattung wieder geöffnet wurden und Objekte entnommen wurden. „Tatverdächtig“ sind hier sogar die Angehörigen der Verstorbenen. In Erpfting erwiesen sich etwa 30 % der Gräber als wieder-geöffnet. © Archäologische Staatssammlung München, Sammelaufnahme Grabinventar Erpfting, Fotograf: M.Eberlein © Archäologische Staatssammlung München, Gürtelgarnitur, Fotograf: St. Friedrich Die reichen Beigaben dürfen nicht als Belege für ein Heidentum gelten, in Erpfting gibt es in der Verzierung vieler Objekte deutliche Hinweise darauf, dass diese Menschen Christen waren, auch wenn man noch heidnische, bzw. abergläubische Praktiken pflegte. Eindeutig vor einem christlichen Hintergrund zu sehen sind die in Silber eingelegten Motive wie Weinranken und Kreuze auf eisernen Gürtelbesätzen eines wohlhabenden Mannes, der im 7. Jahrhundert verstorben war. Kleine, nur etwa 2 cm lange bronzene Stäbchen im Grab einer Frau des 6.Jahrhunderts zeigen aber, dass man hier auch nicht-christliche Praktiken betrieb. Dabei handelt es sich nämlich um Orakelstäbchen, die man auf den Boden warf und aus deren Lage man sich dann Antworten auf Fragen erwartete. […]