Stadtteil von Landsberg am Lech

Magdalena Börner: Kindheit in Erpfting

Viele Jahre sind vergangen, seit Magdalena Börner aus Erpfting ihre Kindheit im Dorf verbrachte. Da war die Zeit im Kindergarten, damals noch hinter der „Alten Schule“, da gab es auch noch die Käserei und das Dorf war geprägt von den Kriegsjahren und der Landwirtschaft. Im Gespräch mit dem Erpftinger Christian Oppermann teilt Sie mit uns ihre Eindrücke.

Zusammenfassung:
Interview Christian Oppermann mit Magdalena Börner aus Erpfting am 12.01.2020

Christian Oppermann: Frau Börner, was wollen Sie uns denn erzählen? Wollen Sie was über die Gefrierfächer erzählen?

Wenn geschlachtet wurde, konnte man die Tiere in den Kühlraum hängen. Da gab es auch Gefrierfächer, da hatte jeder einen Schlüssel für sein Fach. Das hatte mit der Molkerei nichts zu tun. Da gab es einen extra Eingang, auch für die Molkerei.  Das ganze Gebäude hat der Molkereigenossenschaft gehört. Vorne im Gebäude ( Anm.: Zur Hauptstraße) hat damals der Käser gewohnt, später auch Familie Haller. Noch früher die Frau Link (die “Linkə”), die Schwester von der Frau Engehardt, die wohnte lange da drin. Ganz früher war die Molkerei in dem Haus neben der heutigen Feuerwehr, wo seinerzeit das Schulhaus war. Nebenan, hinter dem alten Schulhaus, war mal ein Stadel, dort befand sich einmal der Kindergarten. Vorher, im letzten Krieg, hatte dort die Hitlerjugend und der BDM( Anm.:Bund deutscher Mädchen) Räume für sich zur Verfügung. Da haben wir Lieder gelernt, Spiele gespielt und gebastelt. Das war für uns schön, weil  zur Kriegszeit auf dem Dorf nichts los war. Ich erinnere mich an die  Zwillingsmädchen vom Andernach (eine hieß Helga) vom Schloss Mittelstetten und ihre Hauslehrerin, Frau Schirmer.  Dieses Gebäude hinter dem alten Schulhaus wurde später abgerissen.

Der Andernachhof wurde erst später gebaut, da waren wir von der Schule bei der Feier zur Grundsteinsetzung dabei. Nach dem Krieg hat es dann der Flüchtling Wirt? bewirtschaftet. Später übernahm der Sohn von ihm die Landwirtschaft und sein Vater kam nach Erpfting. Den Andernachhof gibt es heute nicht mehr. Dem späteren Besitzer Böhringer vom Gut Mittelstetten hat das ganze Gebiet bis zum Lech  und nach Ellighofen gehört . Die haben Schweizer gehabt, auch Baumeister und einen Brennmeister. Der Böhringer hat aber auch alles dann an die Stadt Landsberg verkauft.

Christian Oppermann: Frau Börner, sie wollten noch ´was über die Alte Molkerei erzählen.

Rechts vom heutigen Feuerwehrhaus war ganz früher die Milchsammelstelle. Die hat glaube ich der Uhl gehabt. Die alte Frau Altenrieder war zunächst mit dem Käser verheiratet, sie hat dann später den Altenrieder geheiratet. Der Käser Florian Kuhn kam schon vor dem 2. Weltkrieg, er war sehr lange da und hat auch selber Käse wie Romadur, Limburger und auch  Butter gemacht. Er war gebürtig aus Ellighofen und sein Schwiegervater hatte im Allgäu auch bereits eine Käserei, wo der Kuhn zunächst arbeitete. Dann wurde die Käserei in Erpfting frei. Seine Tochter, die Käser Gretl, wohnt heute noch in seinem Austragshaus in Landsberg. Der Kuhn war selbständig und hatte auch zwei Angestellte, einer war der Fendt .Von Honsolgen der Simnach? war auch lange da als Käser, so wie auch der Toni. Die  haben auch jeden Monat das Milchgeld an die Bauern ausgetragen. Der Sohn Florian vom Käser Kuhn ist übrigens schon als kleines Kind beim Reisach nebenan in die Odelgrube gefallen und gestorben.

(…) Beim “Krumpa”, das Haus, das später der  Bauer Andreas gekauft hat, in dem war früher ein  Heimgarten, da haben sich abends die jungen Leute getroffen, zum Kartenspielen und zum Reden. Das war auch ein Lebensmittelgeschäft, wie gegenüber, wo jetzt  Andreas Mögele mit seiner Familie wohnt. Das gehörte früher einem Ehepaar Drexl?, die hatten auch eine Landwirtschaft dabei. Dann hat eine Familie Eberle aus Kinsau den Laden übernommen. Danach hat das Geschäft die Köppel Anna weiter geführt. Sie  hat ihre Ware mit dem Fahrrad aus Landsberg geholt. Man hat bei ihr alles bekommen, wie auch beim “Krumpa”. Hering, Rauchwaren, alles. In dem kleinen Häuschen davor war früher ein Backhaus, später wurde dort der Gemeindebulldog untergestellt. Das Häuschen gehört jetzt dem Bucher.

Dann gab es auch noch den Bäcker Gröller?, dort, wo jetzt der Gollwitzer wohnt. Bei dem gab es Brot, Brezen und Semmeln und auch Lebensmittel wie Kaffee. Der Gröller hat auch einen Gesellen gehabt, zuerst den Balhuber? und dann den Donner, der Mann von der Donner Hanni. Die Donner Hanni hat dann auch weitergemacht als ihr Mann im Krieg vermisst war. Da sind die Kinder jetzt auch schon über 80 Jahre alt. Wir hatten also drei Lebensmittelgeschäfte im Dorf. Einen Metzger haben wir nicht gehabt, aber einen Schuster und zwei Sattler, einen oberen und einen unteren Sattler. Beim oberen Sattler gab es früher einmal eine Mühle. Die Mühle war beim Ströbel, mit dem Hausnamen “ Sattler“. Da ist jetzt das Wasserwerk. 

Wir waren selten da oben, höchstens zum Baden im Weiher. Im Winter haben die Bauern aus dem Weiher Eis geholt. Wir sind damals  als Schulkinder zum Baden hingegangen, wir konnten sogar darin schwimmen.

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