Stadtteil von Landsberg am Lech

Sterbefälle im 19. Jahrhundert

Joseph Einzinger aus Schwifting unterrichtete von 1866-1891 die Erpftinger Kinder in der „Alten Schule“ beim heutigen Feuerwehrhaus. Neben seiner Funktion als Lehrer beschrieb Einzinger auch als Chronist die Erpftinger Volksbräuche, hier Sterbefälle Ende des 19. Jahrhunderts.

Ist ein Erwachsenes gestorben, so kommt alsbald die Leichenfrau, welche die Leiche ankleidet, bei derselben die Nachtwache hält, und im Dorf von Haus zu Haus zur Leiche einsagt.

Vier Männer der Nachbarschaft teilen diese Nachtwachen, machen das Grab und tragen die Leiche zum Grabe.

Während die Leiche im Hause liegt, werden jede Stunde an derselben fünf Vaterunser gebetet, wozu die Ortsbewohner fleißig kommen.

Die Wächter bekommen nachts 12 Uhr Kaffee, und außerdem stehen Schöps, Schnaps und Brod den Wächtern und Betern zur Verfügung.

Dieselbe Stärkung erhalten die Verwandten in der Früh vor dem Leichenbegängnis.

Die Leiche wird vom Fahrer im Sterbehaus abgeholt. Auf dem Wege und am Grabe wird nicht gesungen, sondern vom Volke gebetet, bis der Priester das Benediktus betet.

Nach einer kurzen Anrede werden fünf Vaterunser gebetet, sowie ein Vaterunser für das Nächststerbende.

Die Erde wird erst auf den Sarg geworfen, wenn der Geistliche sich entfernt hat.

Vor dem Begräbnis wird mit 3 Glocken eine Stunde lang mit zweimaliger Unterbrechung geläutet. Es werden drei Seelengottesdienste, aber ohne Vigil, gehalten. Die Kinderleichen werden an den Eingang des Gottesackers getragen, wo der Geistliche sie in Empfang nimmt. Wurde das Kind nicht vier Wochen alt, so trägt es die Hebamme, Kinder über vier Wochen alt bis zu einem Jahre werden von Schulkindern des,selben Geschlechts getragen. Kinder über ein Jahr werden von zwei Schulkindern auf einer Tragbare getragen.

Sterbefälle
 

Wenn jemand in Erpfting im 19. Jahrhundert verstarb, wurde die Person üblicherweise zu Hause aufgebahrt, da es zu dieser Zeit noch keine Leichenhäuser gab.

Die Aufgabe, die Verstorbene anzukleiden, Nachtwache zu halten und den Tod im Dorf bekanntzugeben, übernahm gleich nach dem Tod die Leichenfrau.

Die Dorfbewohner nahmen in den folgenden Tagen im Haus des oder der Verstorbenen Abschied, beteten dabei jede Stunde fünf Vaterunser und besuchten in der Kirche drei Messen für den oder die Verstorbene. Es gab jedoch kein Vigil (ein Nachtgebet), wie Einzinger erwähnt.

Vier Männer aus der Nachbarschaft übernahmen die Nachtwache, sie stärkten sich um Mitternacht mit Kaffee, Schnaps und Brot.

Diese Männer bereiteten auch das Grab vor und trugen die Leiche später zum Grab, wenn es sich um einen Erwachsenen handelte.

Am Tag des Begräbnisses wurde eine Stunde lang mit drei Glocken geläutet, mit zweimaliger Unterbrechung. Ein Fahrer holte die Leiche im Sterbehaus ab, und auf dem Weg zum Begräbnis und am Grab wurde nicht gesungen, sondern gebetet.

Kinderleichen wurden nur bis zum Eingang des Friedhofs gebracht, wo der Pfarrer sie in Empfang nahm.

Je nach Alter trug die Hebamme das Kind, ein Schulkind oder zwei Schulkinder es mit einer Trage, zum Grab.

Nach einer kurzen Rede am Grab gedachte die Trauergemeinde mit fünf Vaterunsern und betete für den oder die Nächststerbende(n) mit einem weiteren Vaterunser. Nachdem sich der Pfarrer entfernt hatte, gab man dann Erde auf den Sarg.

Quelle:

„Unter dem Taufkissen ein Amulett“, Autor: Anton Huber, Landsberger Geschichtsblätter 1992-1993;

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