Joseph Einzinger aus Schwifting unterrichtete von 1866-1891 die Erpftinger Kinder in der „Alten Schule“ beim heutigen Feuerwehrhaus. Neben seiner Funktion als Lehrer beschrieb Einzinger auch als Chronist die Erpftinger Volksbräuche, wie hier das Geschehen rund um eine Taufe im späten 19. Jahrhundert.
Wenn in Erpfting ein Kind geboren ist, so wird es sobald als tunlich in die Kirche zur Taufe getragen.
Haustaufen werden nur bei ganz lebensschwachen Kindern vorgenommen und bei zu großen Kindern wird im Pfarrhof getauft.
Das Kind wird von der Hebamme getragen und in der Regel stehen zwei Paten bei.
Unter dem Taufkissen fehlt das geweihte Amulett nie, dagegen machen die mit dem Drudenfuß versehenen Wiegen allmählich dem Korbe Platz.
Nach der Taufe wird im Elternhaus ein kleiner Taufschmaus gegeben, wobei zur Hebung der Feststimmung Scheps und Schnaps gereicht werden.
Nach drei oder vier Wochen geht die Wöchnerin zum erstenmal vor ihre Haustüre und zwar in die Kirche zur Vorsegnung. Das Kind wird nicht mitgenommen.
Das Bittere des Wochenbettes hat die Gevatterin beim „Weisen“ durch Zucker, Kaffee und Gebäck zu versüßen.
Das Selbststillen der Kinder war früher hier eine Seltenheit, gegenwärtig tun hierin doch über die Hälfte der Mütter ihre Schuldigkeit, die Kinderwägelchen sind allgemein im Gebrauch, der Schlauch verdrängt den Schnuller und so kommen zwei- und dreijährige Kinder geradezu gemästet auf die Gasse.“
Taufen im 19. Jahrhundert
Wie wir lesen, wurde eine Taufe sobald als möglich vollzogen, um das Kind in die christliche Gemeinschaft aufzunehmen.
Sind für uns Taufen im Kirchengebäude selbstverständlich, so erfolgte die Sakrament-Spendung im späten 19. Jahrhundert in besonderen Fällen auch gelegentlich im Pfarrhaus oder daheim. Besonders schwache Kinder erhielten ein Nottaufe, gleich nach der Geburt des Säuglings, die in der Regel dann Zuhause stattfand.
Rituale, Bräuche und Symbole begleiteten das Leben in vielen Bereichen, wie auch bei einer Taufe
Der Drudenfuß, ein fünfzackiger Stern, verkörpert ein altes Schutz-Symbol und sollte, wie auch ein geweihtes Amulett, das Kind vor dem „Bösen“ schützen.
Nach dem Sakrament gehörte ein ordentlicher Taufschmaus natürlich wie auch heute noch zu einer Taufe, wobei die Taufgesellschaft „Scheps“ (also Bier) und Schnaps konsumierte, wie Einzinger vermerkt.
Die Vorsegnung, auch Aussegnung oder Muttersegen, wurde als rituelle Reinigung der Mutter verstanden, um nach erfolgter „Entsühnung“ den Gottesdienst wieder besuchen zu dürfen.
Das „Weisen“ ist auch ein bis heute auf dem Land gebräuchliches Ritual. Die „Gevatterin“, also Patin des Neugeborenen, überbrachte der „Wöchnerin“ stärkende Speisen, wie hier beschrieben in Form von Zucker, Kaffee und Gebäck. Später überreichte man dann eher nützliche Geschenke als „Weisat“ für das Baby und bewirtete seinerseits die „Weisenden“, neben den Paten auch Freunde, Nachbarn und Verwandte.
Auch die Ernährung der heranwachsenden Kinder war wohl im Allgemeinen mehr als ausreichend, wie Joseph Einzinger eindrucksvoll erwähnt.
Quelle: „Unter dem Taufkissen ein Amulett“, Autor: Anton Huber, Landsberger Geschichtsblätter 1992-1993;